Wanderung zum Gamskarkogel
Wer möchte am Abend mit schweren Beinen ins Bett fallen? Wem sollen die Füße in den Schuhen schmerzen? Wer hier seinen Namen ganz laut hört, der sollte sich von dieser Wanderung zum Gamskarkogel angesprochen fühlen. Anschließend kann man stolz berichten auf dem höchsten Grasberg Europas gestanden zu haben. Empfohlen wird ein nicht zu heißer, halb sonniger Tag. Entsprechend den Temperaturen sollte man den Wasserbedarf planen und lieber zu viel als zu wenig tragen.
Abschreckung & Zwerge begleiten den Start der Wanderung zum Gamskarkogel
Beim ehemaligen Hotel Grüner Baum im Kötschachtal nahe Bad Gastein startet unsere Wanderung zum Gamskarkogel. Es gibt dort genügend Parkmöglichkeiten und auch ein Bus bedient diesen Halt. Der Weg fackelt nicht lange und lässt den Gipfelanwärter gleich wissen wie das Auswahlverfahren aussehen wird. Man erblickt am Berghang die vielen und sehr steil verlaufenden Serpentinen wie sie sich die Steilkante hinaufschlängeln. Wer hiervon nicht abgeschreckt wird, den erwarten auf diesem ersten Abschnitt viele, einige doppelte, Zwergen-Lebensweisheiten-Sprüche (oder wie auch immer man das betiteln möchte). Manche sind sogar auf merkwürdige Art gruselig. Ich vermag es nicht in Worte zu fassen.
Weiter oder Stop?
Wer es bis zur Poserhöhe bzw. Poserhütte geschafft hat, kann hier auch Feierabend machen. Oder sich einen Drink gönnen oder einfach sitzen und die Aussicht genießen. Wem es aber weiter in den Füßen juckt, der stiefelt weiter. Vorausgesetzt die ersten 500 Höhenmeter haben ihn nicht abgeschreckt. Anschließend gilt es sich nicht täuschen zu lassen vom zunächst durch relativ ebenes Gelände verlaufenden Pfad. Fichtenwald und Bergwiesen begleiten den rastlosen Wanderer ab hier auf seiner Passion. Mit leichtem Körper schwebt man genießend durch die Landschaft – Geist und Seele laben sich am Panorama. Eines sollte man jedoch bedenken, der Pfad ist hier am Hang an einigen Stellen sehr schmal und schräg. Einigermaßen Trittsicherheit sollte man mitbringen und darauf achten dem steil abfallenden Hang nicht zu nahe zu kommen. Stöcker sind sehr zu empfehlen, bei nassem Wetter umso mehr.
Der nächste Anstieg der Wanderung zum Gamskarkogel hat es in sich
Das entspannte Schlendern während der Wanderung zum Gamskarkogel wird jäh unterbrochen als die nächste Serpentine am Berg sichtbar wird. Ab hier geht es wieder bergauf bis zur Tofernscharte. Da die Baumgrenze zunehmend erreicht ist, gilt es nun den letzten Schatten hinter den Bäumen zu suchen. Leider werden diese nicht nur seltener, sondern auch kleiner. Ab jetzt wird die vorherige Ahnung um welchen Berg es sich beim Gamskarkogel handeln muss zur Gewissheit. Ja, es muss wirklich der unerreichbar scheinende Gipfel sein, denn dieser ist bis oben mit Gras bedeckt. Es kann nicht anders sein. Und der Weg wird zunehmend steiler. So langsam merken wir in den Füßen das nach den letzten mit reichlich Höhenmetern gefüllten Tagen heute vielleicht doch ein flacherer Weg angebracht gewesen wäre.
Endlich eine Pause vor letztem Anstieg
Bei der Toferscharte wartet zum Glück eine Bank und man kann den Füßen etwas Pause gönnen und hoffentlich nicht den ganzen Rest des mitgenommenen Getränks konsumieren. Auch einen Snack kann (und sollte?) man vielleicht zu sich nehmen. Jetzt folgt noch der Schluss-„Spurt“ der Wanderung zum Gamskarkogel. Die letzte Prüfung, das finale Bewerbungsgespräch, das Aufstehen am Montagmorgen. Mit schweren Beinen schleppt man sich und seine weltliche Hülle den Berggipfel hinauf. Nun wird das Schnaufen lauter und die kurzen Stehpausen häufiger. Gefährlich ist dieser letzte Abschnitt nicht, dafür ist der Weg relativ ausgelatscht. Ab jetzt sieht man die ganze Zeit am Gipfel das Dach der Hütte hämisch grinsend herab schauen. Und das lang sichtbare Ziel möchte einfach nicht näher kommen. Ab einem gewissen Zeitpunkt weigern wir uns unabhängig voneinander noch länger das Ziel anzublicken. Stur auf den Weg ist der Blick gerichtet.
Schafe, kühle Getränke und Snacks auf dem Gipfel
Oben angekommen werden wir von ein paar Schafen begrüßt. Argwöhnisch aber nicht ängstlich schauen sie einen an. Bei gutem Wetter und geöffneter Hütte kann man sich auf eine Bank in der Sonne sinken lassen, sich ein kühles Getränk bestellen und vielleicht sogar was zu essen. Johannisbeerschorle ist das Getränk der Wahl für uns am Berggipfel. Im Nu ist alles die Kehle hinunter gespült.
Der lange Weg zurück…
Den Rückweg der Wanderung zum Gamskarkogel sollte man gerade von der Dauer her auch nicht unterschätzen. Aber dafür kann man an einem sonnigen Tag am Anfang des Herbstes (sicher auch zu anderen Jahreszeiten) am frühen Abend den Sonnenuntergang hinter den Bergen während des Herabschreitens vom Berg betrachten. Das Alpenglühen gibt es inklusive. Dafür das der Gipfel 2.460 Meter über dem Meerespiegel liegt, was ja relativ hoch ist, ist diese Wanderung doch relativ ungefährlich und auch für den nicht durchtrainierten Bergsteiger machbar. Eine gute Kondition solltet ihr aber mitbringen. Noch dazu bietet sich oben auf dem Gipfel die Aussicht auf den Alpenhauptkamm mit Großvenediger und Großglockner.
Wer vom Anspruch her eine ähnliche Wanderung in den Bergen Österreichs sucht, dem können wir die Wanderung auf den Hohen Nock im Nationalpark Kalkalpen empfehlen.
Länge in Kilometer | Dauer in Stunden | Höhenmeter | Schwierigkeit | Bewertung 1 - 5(sehr gut) |
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16 | 7 | 1.400 | schwer | 5 |